3 FRAGEN AN ... Bernhard Chiquet

Abstract:
In Kunstzeitschriften gibt es Beiträge zu aktuellen Ausstellungen. Das SFKP e Journal möchte dieses Format auf das Feld der Kunstpädagogik übertragen, indem pro Ausgabe ein kunstpädagogisches Projekt vorgestellt respektive eine kunstvermittlerische Position einer Person oder eines Kollektivs sichtbar wird. Die Vorstellung wird in loser Form stattfinden. Als Momentaufnahmen kunstpädagogischer Praxis verstanden, können die Antworten in Bildern, Texten und_oder anderen medialen Zusammenhängen eingereicht werden.

Was verstehst du unter künstlerischer Vermittlung?

Unter künstlerischer Vermittlung verstehe ich alle ethisch und ästhetisch vertretbaren Formen von Heranführung, Verlockung, Überredung, Involvierung, Begegnung, Zumutung, Konfrontation usw., die dazu führen, dass Menschen sich wiederholt, mit Gewinn und Genuss mit Kunst auseinandersetzen. Wenn sie dann auch ohne Vermittlungsangebote dabeibleiben, also z. B. von sich aus regelmässig zeitgenössische Kunst anschauen, dann ist die Vermittlung geglückt (was selten der Fall ist).


Welche künstlerischen Strategien kommen in deinem aktuellen Projekt im Feld Kunst-Vermittlung zum Einsatz?

Das aktuelle Projekt ist erst im Entstehen. Ich kann daher noch nicht sagen, ob es einen Vermittlungsaspekt haben wird, und wenn ja, wie dieser aussehen wird. Zu den letzten zwei Projekten kann ich folgendes sagen:

- Hin und zurück, über den Zaun (Herbst 2019 bis April 2020)

Es handelt sich um ein Buch mit autobiografischen Texten, das ich im Rahmen von Edition Unik geschrieben habe. Dabei habe ich mich als Künstler, der sich mit partizipativen Kunstprojekten auseinandersetzt, bewusst selber in die Rolle eines Teilnehmers an einem solchen Projekt begeben. http://www.edition-unik.ch/journal Parallel zum Buch habe ich einen Blog mit Auszügen aus dem Buch sowie neuen Texten herausgegeben: https://bernbloghard.blogspot.com

- 'Têtes de moules' (November 2018 - November 2019)

Ausgehend von einer Sammlung von 30 kleinen Köpfen und ihren Abdrücken in Ton wurde eine Spielumgebung zum Mitmachen entwickelt: Teilnehmende wurden eingeladen, selber einen neuen Kopf (tête) zur Sammlung beizusteuern. Sie erhielten den Tonabdruck (moule) eines anderen Kopfes, mit dem sie machen sollten, 'was immer sie wollten'. Der Prozess oder das Resultat sollte auf einfache Weise dokumentiert und ins Projekt zurückgespiesen werden. Um die Beiträge austauschen, kommentieren und thematisch erweitern zu können, wurde eine Facebook-Gruppe eingerichtet. Im November 2019 wurde das Projekt im Rahmen einer grossen installativen Ausstellung im Visarte-Projektraum M54 in Basel präsentiert. Das Prinzip der 'lustvollen Verwicklung in einen künstlerischen Prozess' funktionierte gut. Die FB-Gruppe hatte 70 Mitglieder, von denen etwa die Hälfte aktiv mitmachte. Während der Ausstellung gab es zwei begleitete Kinderworkshops sowie Besuche durch zwei Schulklassen. https://www.facebook.com/groups/tetesdemoules/

 

Welche Positionen der Kunstpädagogik und Praxis haben dich geprägt?

Partizipative Projekte wie diejenigen von Samuel Eugster (*1938), Peter Bühler, ein verstorbener Werklehrer und Kollege an der DMS in Basel, von dem ich sehr viel gelernt habe, sowie Ute Reeh, Tanja Wetzel; Pierangelo Maset und Carl-Peter Buschkühle.


Die Fragen stellte Sabine Gebhardt Fink

Kurzbiografien der Autor_innen: