Kollaboration + Kunstunterricht
Abstract:
Der Podcast Kollaboration + Kunstunterricht ist im Anschluss an das Seminar „Situierung zwischen den Stühlen“ entstanden. Vier Studierende entschieden sich, den Zwischenraum im Gespräch mit ihrer Dozentin zu nutzen und diesen entlang der Frage „Wie kann Kollaboration als Methode fruchtbar werden?“ zu untersuchen. Im Fokus der Reflektion standen dabei die Themen Hierarchie, Rolle, Widerstand und Wissen. Im Juni 2021 luden sie eine kritische Freundin – Annika Niemann – ein, ihre Gesprächsrunden zu begleiten und diskutierten im Saloon Arts Education mit Studierenden, Lehrenden und weiteren Gäst*innen aus Schule und Kultur vier Themenfelder: (1) Kommunikation in hierarchischen Gemeinschaften, (2) Unterrichtssettings neu denken, (3) Sabotage und Hürden: Kafkaeske Zuständigkeiten, (4) (Ver-)Teilung und (Ver-)Trauen reflektieren. Die Gesprächsrunden bildeten die Grundlage für den Podcast Kollaboration + Kunstunterricht.
Fotocredit: Maya Wendler Bildcredit: Ballath, Bodner, Klein, Niemann, Wendler
Fünf Begriffsdreiecke zu Kollaboration + Kunstunterricht, 2021
Fotocredit: Maya Wendler; Bildcredit: Ballath, Bodner, Klein, Niemann, Wendler

Der Podcast Kollaboration + Kunstunterricht ist im Austausch zwischen Anja Schiefer, Eva Maria Klein, Maya Wendler, Naomi Bodner, Silke Ballath und Annika Niemann entstanden. Entlang der Frage „Wie kann Kollaboration als Methode fruchtbar werden?“ wurden die Themen Hierarchie, Rolle, Widerstand und Wissen untersucht. Im Fokus standen gemeinschaftliche Lösungsansätze, die Neuorientierung klassisch-hierarchischer Unterrichtssettings, der Umgang mit Widerständen sowie die Reflexion von Haltung im Verhältnis zu kollaborativen Vorgehensweisen. Auf Grundlage einer Sammlung von Begriffen entstanden ein vielstimmiges Glossar sowie fünf Gespräche. Jedes Gespräch diskutiert drei zentrale Begriffe, die wesentlich für jeweils eine der Autorinnen sind. Das Glossar ist darüber hinaus auch Ausgangspunkt für variierende Stimmüberlagerungen, die jedes Gespräch einführen. Die Gespräche dauern zwischen fünf und acht Minuten und werden durch eine Person des Kollektivs entlang einer Situation, einer kurzen Erläuterung oder theoretischer Bezüge eingeführt und im weiteren Verlauf diskutiert. 

Eine zentrale Frage dabei ist, wie sich mächtige Wissensformen und Handlungsmuster bewusst verlernen lassen und Wissen als netzwerkartig, offen und dynamisch begriffen werden kann. Widerstand wird von uns als ein Zeichen dafür aufgefasst, dass ein Prozess an einem wichtigen Punkt angelangt ist. Ausserdem werden Standpunkte in Bezug auf ihre historischen Einschreibungen und kolonialen Verflechtungen befragbar. Kollaboration, verstanden als Methode und Haltung, kann diesen komplexen Bedingungen begegnen. Zusätzlich fragen wir uns, wie eine (Kunst-)Pädagogik aussehen müsste, die die realen Herrschaftsstrukturen und Dominanzverhältnisse nicht verschleiert, sondern sie selbst zum Thema macht.

Alle fünf Dialoge können als Gesprächsfragmente und somit als unabgeschlossene Geschichtserzählung(en) verstanden werden. Sie sind Fadenspiele und Knoten, die aufgenommen, weitergegeben und de- bzw. neu konstruiert werden können. Die Sammlung eröffnet eine Vielzahl unterschiedlicher Begriffsvariationen: Sie ist ergänzbar, beweglich und veränderbar. Je nach Kombination, Perspektive und Muster entstehen neue Begriffsfelder, werden Verbindungen gewoben und aufgeknüpft, Lücken sichtbar und weisse Flecken identifizierbar. Die Sammlung ist somit ein bewegliches Gefüge aus Begriffen, das je nach Fokus und Relation neue Beziehungen und Interaktionen abbildet, Standpunkte verschiebt und Perspektiven wechselt.


Der Podcast ist gegliedert in 5 Kapitel:


  • Kapitel 1: Macht – Perspektivwechsel – Kunst
  • Kapitel 2: Aushandlungsraum – Imagination – Verantwortung
  • Kapitel 3: Aushandlungsraum – Imagination – Wissen
  • Kapitel 4: Wissen – Verantwortung – Macht
  • Kapitel 5: Kommunikation – Rolle – Widerstand



Podcast: Kollaboration + Kunstunterricht, 2021

Literatur/Referenzen:

Castro Varela, María do Mar (2017): (Un-)Wissen. Verlernen als komplexer Lernprozess. In: Migrazine, 1/2017. http://www.migrazine.at/artikel/un-wissen-verlernen-als-komplexer-lernprozess [01.11.2021].

Castro Varela, María do Mar/ Dhawan, Nikita (2009): Breaking the Rules. Bildung und Postkolonialismus. In: Mörsch, Carmen (Hg.): Kunstvermittlung 2. Zwischen kritischer Praxis und Dienstleistung auf der documenta 12. Ergebnisse eines Forschungsprojekts. Zürich/ Berlin, Diaphanes, S. 339–353. 

Haraway, Donna (1995): „Wir sind immer mittendrin“ Ein Interview mit Donna Haraway. In: Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen. Frankfurt a.M./New York, Campus, S. 98–122.

Haraway, Donna (2018): Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän. Frankfurt a.M./New York, Campus.

hooks, bell (1994): Teaching to Transgress. Education as the Practice of Freedom. New York/London, Routledge.

Mörsch, Carmen (2021): Decolonizing Arts Education. Skizze zu einer diskriminierungskritischen Aus- und Weiterbildung an der Schnittstelle von Bildung und Künsten. In: Zeitschrift Kunst Medien Bildung, 07. März 2021. http://zkmb.de/decolonizing-arts-education-skizze-zu-einer-diskriminierungskritischen-aus-und-weiterbildung-an-der-schnittstelle-von-bildung-und-kuensten/ [01.11.2021].

Spivak, Gayatri Chakravorty (1990): The Post-Colonial Critic. Interviews, Strategies, Dialogues. New York/London, Routledge.

Sternfeld, Nora (2014): Verlernen vermitteln. Kunstpädagogische Positionen 30. Versprechungen des Ästhetischen. Die Entstehung eines modernen Bildungsprojekts. Hamburg, REPRO LÜDKE Kopie + Druck.