Die Arbeit The Society Friends of Halit (Die Gesellschaft der Freund*innen von Halit), die im Rahmen der documenta 14 in Kassel die Taten des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) und ihre späte Verfolgung thematisierte, wurde stark rezipiert. Häufig wurde sie trotzdem aus dem Bereich der Kunst aussortiert. Ein Teil der Installation, d.i. ein Video der Gruppe Forensic Architecture, das die Zeugenaussage eines ehemaligen V-Mannes dekonstruierte, wurde fast als Beweis vor Gericht anerkannt, dann jedoch nicht zugelassen. Der Beitrag befragt diese Abwehrreaktionen als eine Praxis von Silencing und setzt ihnen eine solidarische Wissensproduktion entgegen, wie sie ausgehend vom migrantisch situierten Wissen der direkt Betroffenen des (NSU) generiert wurde. Zudem werden Erfahrungen von Chorist*innen, d.h. den Vermittler*innen der documenta 14, hinzugezogen: Wie handelten sie in Situationen, wenn rassifizierende Zuschreibungen der Besucher*innen Ihnen oder den künstlerischen Arbeiten gegenüber auftraten? Für diesen Zusammenhang schlägt Güleç mit Spivak «affirmative Sabotage», die viele der Angehörige der NSU-Mordopfer nutzen, als widerständige Praxis für Kunstvermittlung vor.
→ →
Vermittlung von Realitäten: The Society of Friends of Halit