Editorial Art Education °1

Pra­xis­for­schung in der kul­tu­rel­len Bil­dung: Kon­tex­te, Me­tho­den und Er­geb­nis­se

Her­aus­ge­be­rin­nen: Ber­na­dett Set­te­le, No­ra Land­kam­mer, An­na Schürch, Dan­ja Er­ni

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EDITORIAL

Das Institute for Art Education erprobt in Forschungs- und Entwicklungsprojekten Verfahren zur Begleitung und Unterstützung, aber auch Befragung und Kritik kultureller Bildungsprozesse aus der Perspektive der „Kritischen Freundin“. Dabei steht es in einem internationalen Austausch mit Forscher_innen, die in ihrer Praxis ähnliche Herangehensweisen und Fragestellungen verfolgen.
Wir freuen uns, dass die Texte der ersten Nummer von Art Education Research im Zeichen dieses Austausches stehen. Sie basieren auf Beiträgen aus der ersten IAE Akademie, die im September 2009 an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) stattfand. Die IAE Akademie ist ein Weiterbildungsangebot des Institute for Art Education. Es richtet sich an Mitarbeiter_innen der ZHdK und anderer Einrichtungen genauso wie an freiberuflich Tätige mit einem Forschungsinteresse im Bereich Art Education. Ziel der Veranstaltungen ist der Erwerb von Forschungskompetenzen in diesem Feld. Zum einen, um die Befähigung der Teilnehmenden zu unterstützen, eigenständig Forschungsprojekte zu konzipieren und durchzuführen. Zum anderen, um durch die Förderung eines forschenden Habitus konkrete Wege der Verknüpfung von Forschung und Vermittlungspraxis zu eröffnen.
Die erste IAE Akademie gab einen Einblick in die Praxisforschung zur ausserschulischen kulturellen Bildung. Vier internationale Gäste trugen ihre Ansätze zur Kombination künstlerischer, sozial- und erziehungswissenschaftlicher Verfahren in einer kritischen Haltung zur Wirkungsforschung vor und standen einen Tag lang zur Diskussion zur Verfügung. Die erste Ausgabe von Art Education Research nimmt diese Diskussionen auf und macht sie einer grösseren Leser_innenschaft zugänglich. Dazu wurden drei der vier Beiträge der Tagung zu Texten ausgearbeitet.
Ausgangspunkte des von Dolores Smith (Münster) vorgestellten Forschungsprojekts waren die Frage nach den Bedingungen eines gleichberechtigten Zugangs zu künstlerisch-kulturellen Bildungsangeboten für als „benachteiligt“ geltende Kinder und Jugendliche – vor allem solche mit Zuwanderungsgeschichte – und die Hypothese, Begegnungen über strukturelle Benachteiligungslinien hinweg seien im Kontext künstlerischer Projekte leichter zu initiieren und als Bereicherung erfahrbar zu machen. Ihr Text schildert, wie sich diese erste Konzeption mit der Einführung eines Aktions- und Teamforschungsansatzes und einer sozial-konstruktivistischen Beobachtungstheorie veränderte und damit der Forschungsprozess selbst zu einem Übungsfeld für solche Begegnungen wurde.
Emily Pringle (London) fasst Überlegungen zur Evaluation künstlerisch-partizipatorischer Bildungsprojekte zusammen, die aus ihrer Arbeit an der Serpentine Gallery und den Tate Galleries resultieren und macht sich Gedanken darüber, wie wichtig es für die Forschung ist, sich einerseits den mit dem kulturpolitischen Ruf nach Wirkungsforschung verbundenen Legitimierungszwängen zu entziehen und andererseits gerade für prozessuale und offene kooperative Projekte neue Methoden der Evaluation zu entwickeln.
Karin Schneider (Wien) greift Überlegungen aus dem Forschungsprojekt „science with all senses – science and gender in the making“ auf, dessen Frage nach der Konstruktion von Wissen und Geschlecht in wissenschaftlich technischen Museen zur Entwicklung des Konzeptes (Dis)playing führte. Dieses nimmt Theorien der kritischen Museologie als Ausgangspunkt und ergänzt sie um das aktive Moment der Besucher_in bei der Konstituierung des Displays. An Beispielen aus der Forschungs- und Vermittlungsarbeit an mehreren Wiener Museen führt die Autorin aus, wie eine Vermittlung als Besucher_innen-Forschung (im eigentlichen Wortsinn) zu denken wäre, die ihr Augenmerk auf Subjektivierungs- und Aktivierungsprozesse im musealen Raum und ihren Zusammenhang mit strukturellen Vorgaben von aussen richtet. Ziel ist, ein besseres Verständnis dieser Prozesse und eine Sensibilität für widerständige Aneignungen und Umdeutungen zu ermöglichen.
Ein Text zum vierten Beitrag der IAE Akademie über die Begleitforschung der ZOOM Patenschaften zwischen Schulen und kulturellen Institutionen in Berlin kann leider nur vorangekündigt werden: Aufgrund des gerade bevorstehenden Abschlusses des Projektes im Sommer 2010 befinden sich die Verantwortlichen im Auswertungsprozess. Wir möchten daher auf den Abschlussbericht verweisen, der ab Herbst 2010 zum Download zur Verfügung steht (Zoom Patenschaften).
Wir wünschen eine anregende Lektüre.
Zu den Texten

Kurzbiografien der Autor_innen: